Konservative Therapien
Unsere Klinik für Urogynäkologie hat sich auf die operative Therapie von Beckenbodenfunktionsstörungen (Senkungszustände, Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, postnatale Funktionsstörungen) und Beschwerden nach bereits erfolgten urogynäkologischen Operationen (Rezidivsenkung, Rezidivharninkontinenz, postoperative Schmerzen, Fisteln) spezialisiert. Patientinnen, welche in unsere Sprechstunde überwiesen werden, sind daher oft konservativ schon vorbehandelt. Ist dies nicht der Fall oder stellen wir fest, dass noch konservative Behandlungsmöglichkeiten bestehen, werden wir Ihnen diese vorschlagen und gern auch rezeptieren bzw. vermitteln. Im Allgemeinen sind dies ein sogenanntes Verhaltenstraining, eine spezialisierte, ganzheitliche Physiotherapie für den Beckenboden, medikamentöse Behandlungen, Pessartherapien und die Verordnung von Kontinenzhilfen.
Unter physiotherapeutischer Anleitung kann die Beckenbodenmuskulatur in Einzeltherpiesitzungen effektiv trainiert werden. Außerdem können Schmerzen im Bereich des Beckenbodens durch z.B. Triggerpunkt- und Faszienbehandlungen gebessert bzw. behoben werden.
Bezüglich einer spezialisierten Physiotherapie haben wir an unserem Beckenbodenzentrum eine eigene Abteilung. Können Sie diese nicht aufsuchen, versuchen wir Sie an andere spezialisierte Abteilungen, wenn möglich in Wohnnähe, zu vermitteln.
Mit Elektrostimulation kann unwillkürliche Muskulatur behandelt werden, z.B. der Harnblasenmuskel (Detrusor) bei Blasenentleerungsstörungen oder der innere Schließmuskel des Enddarmes (Musculus sphinkter ani internus) bei z.B. Flatusinkontinenz. Außerdem kann die Ansteuerbarkeit willkürlicher Muskulatur verbessert werden.
Mit Biofeedbacktherapie wird willkürliche Muskulatur trainiert, wie z.B. der Beckenbodenmuskel (Musculus levator ani) oder der äußere Schließmuskel des Enddarmes (Musculus sphinkter ani externus). Dabei wird die Anspannung der Muskulatur dem Trainierenden durch verschiedene Methoden (akkustisch, über Strom oder Ultraschall am Monitor) zurückgemeldet, was die Effektivität des Trainings erhöhen kann. Diese beiden Therapien haben den Vorteil, dass sie zu Hause angewendet werden können. Üblicherweise bekommt man eine Verordnung über 3- 6 Monate.
Senkungsbeschwerden können durch die Gabe von lokalen Hormonen gelindert werden. Duloxetin ist die medikamentöse Therapiemöglichkeit der Belastungsharninkontinenz. Gegen die Drangharninkontinenz sind verschiedene anticholinerg- oder sympathomimetisch- wirkende Medikamente effektiv. Eine Stuhlinkontinenz kann durch Loperamid oder abführende Medikamente günstig beeinflusst werden.
Pessare können sowohl Senkungsbeschwerden lindern als auch besonders die Belastungsharninkontinenz beim Sport minimieren. Es gibt Pessare, die regelmäßig, im Abstand von mehreren Wochen, von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt gewechselt werden (z.B. Siebschalenpessar). Andere Pessare können und müssen sogar täglich selbst gewechselt werden (z.B. Würfelpessar).
Tampons können ähnlich den Pessaren sowohl bei Senkung als auch bei Harninkontinenz als „mechanische“ Stütze angewendet werden. Es gibt aber auch Tampons, die in den Enddarm eingeführt, bei Stuhlinkontinenz schützen können, und damit komfortabler als Inkontinenzvorlagen sind.
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