Harninkontinenz

In unserer Klinik für Urogynäkologie diagnostizieren und behandeln wir verschiedene Formen der weiblichen Harninkontinenz, auch als Blasenschwäche bezeichnet. Unwillkürlicher Abgang von Urin (Inkontinenz) kann in jedem Lebensalter auftreten. Die Harninkontinenz hat verschiedene organische Ursachen und wird in entsprechende Erkrankungsformen eingeteilt:

Bei der Belastungsharninkontinenz führt eine körperliche Belastung oder Anspannung dazu, dass der Urin nicht mehr gehalten werden kann. Typische Situationen sind Husten, Niesen, Lachen oder schweres Heben.

Die Ursache dafür ist entweder eine übermäßige Beweglichkeit der Harnröhre, der auf
diese Weise die nötige Stabilität verloren geht, oder eine direkte Schwäche des Schließmuskelapparates der Harnröhre. Wenn sich dann der Druck auf den Bauchraum durch körperliche Belastung erhöht, reicht die Verschlusskraft der Harnröhre nicht mehr aus.

Nach Versagen der konservativen Therapie können die Beschwerden durch eine Operation (z.B. retropubische Bandeinlage, transobturatorische Bandeinlage, intraobturatorische Bandeinlage, Kolposuspension bzw. periurethrale Unterspritzung) gebessert oder sogar behoben werden.

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Das entscheidende Symptom bei der Dranginkontinenz ist ein ungewöhnlich häufiger, plötzlich und stark auftretender Harndrang, der zu häufigen Toilettengängen am Tage (> 8x; Pollakisurie) oder in der Nacht (> 2x; Nykturie) führt. Wird der Weg zur nächsten Toilette zu lang (eine sogenannte Verkürzung der Zuwartezeit), kann der Urin bereits ungewollt vorher verloren gehen (Harninkontinenz-Episode).

Die Ursache dafür ist meist in der harnaustreibenden Harnblasenwandmuskulatur zu suchen, die aktiv wird, noch bevor die Blase ausreichend gefüllt ist. Nach Versagen der konservativen Therapie können die Beschwerden durch eine Operation (Botox-Therapie bzw. sakrale Neuromodulation) gebessert oder sogar behoben werden.

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Bei der Mischharninkontinenz treten die typischen Symptome von Belastungs- und Dranginkontinenz gemeinsam auf. Meist ist aber auch bei der Mischinkontinenz eine der beiden Formen besonders stark ausgeprägt und wird vorrangig therapiert (siehe oben).

Anatomische Veränderungen der Harnröhre (z.B. Urethradivertikel) können Beschwerden im Sinne einer Mischharninkontinenz verursachen. Wird ein Divertikel nachgewiesen, kann dies operativ saniert werden (Divertikelexstirpation).

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Wenn der Urin wegen mechanischer Hindernisse oder anatomischer Defekte aus der Blase nicht richtig abfließen kann, wird die Blasenwand überdehnt und es kann zu einer Überlaufinkontinenz kommen. Zu Harnverlust kommt es dann, wenn die maximale Blasenkapazität überschritten wird.

Typische Kennzeichen der Überlaufinkontinenz sind Harnträufeln, häufiges Wasserlassen, Startschwierigkeiten beim Wasserlassen, verstärkter Harndrang und der Nachweis von Restharn nach der Miktion.

Ist eine Senkung der Harnblase für die Beschwerden verantwortlich, können die Beschwerden durch eine Operation (z.B. Zystozelenkorrektur bzw. Zystozelenkorrektur durch vaginale Netzinterposition bzw. durch eine laparoskopische Kolposakropexie) gebessert oder sogar behoben werden.

Ist die Blasenentleerungsstörung neurogen, d.h. durch gestörte Nervenleitung verursacht, können die Beschwerden nach Versagen der konservativen Therapie durch eine Operation (sakrale Neuromodulation) gebessert oder sogar behoben werden.

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Eine Inkontinenz durch ungewollte Verbindungen zwischen Harnleiter, Harnblase bzw. Harnröhre und den Genitalorganen (Gebärmutter, Scheide, vesikovaginale bzw. vesikouterine Fistel) bezeichnet man als extraurethrale Harninkontinenz. Sie tritt am häufigsten nach Operationen, Bestrahlungen und Geburten auf.

Betroffene beschreiben ein ständiges Tröpfeln des Urins aus der Scheide unabhängig von Belastungen bzw. Harndrang. Oft kann ein zeitlicher Zusammenhang zwischen einer Operation in diesem Bereich und dem erstmaligen Auftreten der Beschwerden beobachtet werden.

Durch eine vesikovaginale Fistelplastik bzw. vesikouterine Fistelplastik kann dieser Defekt operativ verschlossen werden.

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Die Reflexharninkontinenz ist eine Folge von Nervenkrankheiten. Dabei kann es vorkommen, dass die Verschlussfunktion der Harnröhre nicht mehr durch Signale aus dem Gehirn gesteuert wird und sich die Blase unkontrolliert entleert.

Betroffene verlieren in unterschiedlichen Abständen Urin, oftmals, ohne vorher einen Harndrang zu verspüren.

Auch hier kann die sakrale Neuromodulation eine Therapiemöglichkeit sein.

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